Unsere Motivation sind mehr reine und wertvolle Lebensmittel!

Profi-Koch Holger Stromberg und Organic Garden Chef Martin Wild erklären, warum gutes Essen und eine nachhaltige Erzeugung die Gesundheit der Menschen und die unseres Planeten verbessern.

August | 2022
Dieser Artikel wird zur Verfügung gestellt von Naturland Zeichen GmbH.
Bildrechte: © Organic Garden GmbH | Pixabay

Die Organic Garden AG umfasst derzeit verschiedene kleine Restaurants, versorgt Unternehmen, Schulen und Pflegeeinrichtungen und plant innovative Farmen, in denen hochwertige Lebensmittel regional und CO2-neutral produziert werden können. Ganz konkret: Gemüse, Früchte, Kräuter, Pilze, Algen und Fisch sollen künftig nebeneinander aufgezogen werden, ohne dabei Energie zu verschwenden und Böden aus dem Gleichgewicht zu bringen. Ein geschlossener, nachhaltiger Kreislauf, in dem tolle Bio-Lebensmittel entstehen sollen. Co-Founder Holger Stromberg, einst Koch der deutschen Fußball-Nationalmannschaft und Michelin-Stern-Träger und CEO Martin Wild sprechen im Interview über ihre Firma Organic Garden und darüber, wie sich die Menschheit in Zukunft gesund satt essen kann.

Herr Stromberg, Sie haben die Welt gesehen. Nun führt Ihr Weg aus dem Rampenlicht zu Organic Garden. Was hat Sie zu diesem Schritt bewogen?

Holger Stromberg: Ich bin überzeugt, dass Produkte und Speisen noch besser gemacht werden können, wenn man bis zum Ursprung zurückgeht und die Erzeugung beeinflusst. Ich habe mich bereits vor vielen Jahren auf die Suche nach reinen, wertvollen und ehrlichen Produkten gemacht. Und mir wurde schmerzlich bewusst, wie wenige es davon tatsächlich gibt. Auf unseren künftigen Organic Garden Farmen und schon heute mit den Produkten unserer Erzeugerpartner kann ich die Lebensmittel von Anfang bis Ende individuell mitgestalten und das Beste aus ihnen herausholen. Das ist das Faszinierende an Organic Garden und letztlich das, was mich antreibt.

Was wird an Ihren Farmen so besonders sein?

Martin Wild: Wir arbeiten mit vielen Menschen mit unterschiedlichsten Fähigkeiten zusammen: von Projektplanern über Architekten hin zu Spezialisten in diversen landwirtschaftlichen Bereichen. Wir sprechen und arbeiten mit Wissenschaftler:innen und Stadtverantwortlichen, aber auch mit Student:innen, die viel Forschung für uns betreiben. Das verleiht dem Ganzen letztlich eine enorme Vielfalt und Expertise. Wir erfinden dabei nicht alles neu. Im Gegenteil: Es geht eher darum, alle mit ins Boot zu holen und das bereits vorhandene Wissen zu nutzen. Kurzum: Wir integrieren verschiedene, bereits bestehende Module wie Fisch- und Pilzzuchten, Gewächshäuser und Hackschnitzelwerke zur Energieerzeugung in einen großen Kreislauf, entwickeln diesen weiter – und digitalisieren das Ganze schließlich.

Holger Stromberg: Die Farmen sind das eine. Das andere ist der Warenkorb, den wir anbieten wollen und letztlich benötigen. Und an dieser Stelle kommt Naturland und die Marktgesellschaft der Naturland Bauern, die größte deutsche Bio-Erzeuger-Gemeinschaft, ins Spiel. Wir können und wollen auf unseren Farmen nicht alles selbst anbauen. Deshalb arbeiten wir auch mit Naturland Landwirten zusammen, die uns die fehlenden Produkte oder Produktgruppen direkt zuliefern.

Die Farmen sind ja noch in Planung; und Naturland zertifiziert ist bislang nur der Juicy Ginger. Wird es künftig möglich sein, komplette Gerichte oder ganze Bereiche Naturland zu zertifizieren?

Holger Stromberg: Ich würde sagen, da wo es möglich ist, definitiv. Auf Grund der gemeinsamen Wertebasis macht es Sinn, Naturland zertifizierte Produkte mit auf die Vertriebsschiene zu nehmen. Außerdem ist Naturland in meiner Wahrnehmung der zukunftsorientierteste Bio-Verband. Das zeigt sich beispielsweise schon dadurch, dass sie auch das Thema Aquakultur aktiv mitdenken und perspektivisch forcieren. So stelle ich mir Beratung auf Augenhöhe vor.

Bei Organic Garden fallen immer wieder Begriffe wie FOODture und innovativ. Brauchen wir Innovationen, um unsere stetig wachsende Gesellschaft auch künftig ernähren zu können?

Holger Stromberg: Ja, einmal das. Und zum anderen können wir beispielsweise den aktuellen Konsum von Tomaten in der kalten Jahreszeit nicht regional decken. Oftmals kommen diese aus Gewächshäusern, die mit fossilen Brennstoffen beheizt werden und oder kostbares Grundwasser verschlingen. Das ist für mich nicht der richtige Weg. Was wir aber definitiv beeinflussen können und auch sollten, ist, Tomaten so umweltverträglich und zukunftstauglich anzubauen, dass es für Mensch und Planeten gleichermaßen gesund ist. Und dafür haben wir mit unseren Farmen eine Lösung gefunden.

Martin Wild: Auch mit Blick auf den Klimawandel, der uns – lokal und weltweit – durch häufiger auftretende Dürre-Phasen mehr und mehr zu schaffen machen wird. Nur, wenn wir eine Alternative finden, die nicht von Wetterkapriolen und Klima abhängig ist, werden wir Ernährungssicherheit garantieren können.

Bio und regional erscheint als Ernährungs-Motto so einfach und naheliegend. Warum haben wir uns als Gesellschaft so weit davon entfernt?

Holger Stromberg: Wir haben naiver Weise einfach geglaubt, was uns seit Jahrzehnten aufgetischt wurde. Milch, Fleisch und Co. wurden seit der Nachkriegszeit als gesündeste Lebensmittel propagiert. Dabei sehen die meisten Menschen den Weg der Erzeugung, wie vom Ferkel zum Schnitzel, und die dabei auftretenden Herausforderungen wie Krankheiten oder Schädlingsbefall, nicht. Das heißt aber nicht, dass ich gänzlich gegen Fleisch bin. Aber der Konsum sollte meiner Meinung nach massiv zurückgehen. Hier gilt es, die Menschen mehr zu sensibilisieren und aufzuklären.

Martin Wild: Was in diesem Kontext noch brisant ist und viel Einfluss auf das Thema Bio und regionale Lebensmittel hat, sind die gestiegenen Energiepreise. Ein Beispiel: Die Kosten, um Gewächshäuser zu heizen, steigen sukzessive, was den Produktpreis zwangsläufig in die Höhe treibt. Das Ende vom Lied ist, dass man auf den Import von Obst und Gemüse aus Marokko oder Süditalien zurückgreift, wo die Heizkosten deutlich geringer sind. Wenn also letztendlich alles über den günstigsten Preis geht, verlieren Bio und Regionalität zunehmend an Wert.

Herr Stromberg, eines Ihrer Bücher trägt den Titel „Essen ändert Alles“ – wie meinen Sie das?

Holger Stromberg: Essen nimmt meiner Ansicht nach Einfluss auf alles. Essen kann zum einen die Atmosphäre ändern und zum anderen ein Schluchzen, Streiten, bestenfalls maximalen Genuss auslösen. Man sagt nicht umsonst, Liebe gehe durch den Magen! Der Schwerpunkt meines Buches liegt aber beim Thema Gesundheit. Essen hat riesiges Potenzial, was die Gesundheitsprävention angeht: Wir können dank einer gesunden, möglichst pflanzenbasierten Ernährungsweise Krankheiten und Schmerzen loswerden oder sie erst gar nicht entstehen lassen. Zudem können wir mit unserem Essverhalten wirklich nachhaltig zum Schutz der Natur beitragen, indem wir uns im Optimalfall so ernähren, dass wir damit die Welt unserer Kinder erhalten und nicht zerstören. So sprechen wir beim Essen und unserem Lebensmittelumgang und Konsum eben auch von einer sozialen Norm. Das sind die Botschaften, um die es ebenso in meinem Buch „Zukunft Kochen“ geht.