Dank einer Schnapsidee zum Bio-Wein Pionier im Norden
Die von Hedemanns arbeiten auf dem Weingut Deutsch-Nienhof ökologisch nachhaltig – aus tiefster Überzeugung. Und machten den ersten Bio-Wein aus Schleswig-Holstein.
Zwei gute Freunde sitzen eines Abends im Jahr 2001 am Kamin und überlegen sich, eigenen Bio-Wein anzubauen. Und der Traum wurde Wirklichkeit: der erste Bio-Wein aus Schleswig-Holstein. Der Weg dahin war steinig, doch der heutige Erfolg gibt ihnen Recht. Mit verschiedenen Versuchsflächen und speziellen Sorten gelingt es ihnen, trotz des rauen nordischen Klimas hochwertigen Bio-Wein zu erzeugen. Die von Hedemanns arbeiten auf dem Weingut Deutsch-Nienhof ökologisch nachhaltig – aus tiefster Überzeugung.
Rund 20 Jahre später ist aus der „Schnapsidee“ der beiden Freunde das nördlichste Naturland-zertifizierte Weingut Deutschlands geworden: Das Weingut Deutsch-Nienhof in Westensee nahe Kiel. Die beiden Freunde sind Sven von Hedemann und Dieter Profitlich. Und sie produzieren heute mit Svens Familie auf deren Guts-Flächen (seit 250 Jahren in Familienbesitz) einzigartigen Bio-Wein.
„Am Anfang wurden wir für unsere Idee belächelt, hier Wein anzubauen“, erinnert sich Sven von Hedemann: „Doch auf einer kleinen Versuchsfläche stellten sich schnell Erfolge ein. Und als Schleswig-Holstein im Jahr 2009 offiziell zum Weinbauland wurde, konnten wir bereits auf einige Jahre Erfahrung zurückgreifen.“ Mittlerweile bewirtschaftet Sven vor allem gemeinsam mit seinem Sohn Clas zwei Hektar Weinbaufläche, Dieter ist weiterhin als Experte bei Weinproben sowie in Sachen Anbau unterstützend tätig. Bewährt haben sich in dem nordischen Klima pilzresistente Sorten wie Solaris, Cabernet Cortis und Rondo.
„Wir machen „Bio“, weil wir in die Zukunft blicken. Klimaschutz ist uns sehr, sehr wichtig!“
Das Klima ist rau, aber auch sehr sonnig. Die hohe Sonneneinstrahlung (aufgrund der kürzeren Nächte als im Süden) zusammen mit der kürzeren Vegetationsdauer dieser speziellen Sorten ist der Schlüssel zum Erfolg. Außerdem ist es für die von Hedemanns von Vorteil, dass es keine Weingüter in der Umgebung gibt und sich Krankheiten so nicht schnell verbreiten können. Dennoch findet ein reger Austausch mit anderen Winzern statt. „Eine sehr große Hilfe sind die vielen Kontakte, die wir über Naturland zu anderen Betrieben aufbauen konnten“, freut sich der 65-Jährige über die Unterstützung des Öko-Verbandes: „Auch wenn diese nicht hier im Norden sitzen, können wir in der anspruchsvollen, Ressourcen schonenden Herstellung von Bio-Wein viel voneinander lernen.“ Schafe, die im Weinberg grasen, Düngung mit Pferdemist, mechanische Unkrautbekämpfung – das sind nur ein paar Beispiele, wie auf dem Weingut Deutsch-Nienhof Hand in Hand mit der Natur gearbeitet wird.
„Beim biologischen Anbau ist es essenziell, im Einklang mit der umgebenden Natur zu wirtschaften.“
Ökologisch nachhaltig zu wirtschaften bedeutet Mehrarbeit im Vergleich zur konventionellen Erzeugung. Und an Arbeit mangelt es den Hedemanns, die das Gut bereits in der 10. Generation bewirtschaften, ohnehin nicht. Schließlich betreibt die engagierte Familie seit jeher Ackerbau, Forst- und Teichwirtschaft (ebenfalls Naturland zertifiziert) sowie eine Landwirtschaft mit der Haltung verschiedener Nutztiere, wie die vom Aussterben bedrohten White Park Cattle Rinder und Shropshire Schafe.
Die vielen verschiedenen landwirtschaftlichen Bereiche auf dem Gut Deutsch-Nienhof gaben auch den Ausschlag für die Naturland Zertifizierung. Schließlich ist der Öko-Verband der einzige in Deutschland, der neben Landwirtschaft auch Forst- und Teichwirtschaft zertifiziert. „Wir haben alle Zweige unseres vielseitigen Betriebes vertreten gesehen“, erklärt der auf Deutsch-Nienhof aufgewachsene Sven. In der Zukunft haben die von Hedemanns vor, noch stärker auf Wein zu setzen: Im kommenden Jahr werden sie ihre Weinanbaufläche auf drei Hektar erweitern – die Bodenschätze und die Nachfrage sind da. „Das Handeln im Sinne einer ökologisch nachhaltigen Landwirtschaft ist schon längst überfällig. Klima- und Artenschutz erhalten zum Glück einen immer höheren Stellenwert“, sagt Tochter Josephine.