Gin, Trüffel und Rinderfilet – edler geht bio nicht
Auf der Domäne Homburger Hof arbeiten Guts-Verwalter Christoph Weeber und sein Team nach der Philosophie „Ehrlich. Natürlich. Gut.“
Die ehemalige fürstliche Domäne ist ein Relikt aus längst vergangener Zeit, die bis ins 16. Jahrhundert zurückreicht. 2009 weckten neue Eigentümer sowie allen voran Guts-Verwalter Christoph Weeber das beeindruckende Anwesen, die heutige Domäne Homburger Hof, aus dem Dornröschenschlaf. Ein gutes Jahrzehnt später hat sich der vielseitige Betrieb, auf dem nach den strengen Richtlinien des Bio-Verbandes Naturland gearbeitet wird, im baden-württembergischen Grosselfingen zu einem Vorzeige- und Lehrbetrieb der besonderen Art entwickelt.
„Wir haben uns damals gedacht, solch ein Betrieb darf einfach nicht ungenutzt bleiben“, erzählt Christoph Weeber. So wechselte der heute 40-Jährige von seinem ersten Lehrberuf des IT-Elektronikers in die Lebensmittelproduktion, absolvierte eine landwirtschaftliche Ausbildung und bildete sich 2009 zum Landwirtschaftsmeister im ökologischen Landbau weiter.
„Meine Liebe zur Natur, den Tieren und modernen Landtechnik waren entscheidend für meinen beruflichen Neuanfang.“
Diese Neugier, Vielseitigkeit und eine ausgeprägte Hands-on Mentalität spiegeln sich auch auf dem Naturland Betrieb wider. Auf mittlerweile ca. 200 Hektar Land rund um die Domäne kümmern sich Weeber und sein 6-köpfiges Team um knapp 200 Rinder der seltenen Rasse Salers, etwa 2.500 Legehennen in fünf mobilen Ställen, dazu 140 Hektar Ackerbau und Forstwirtschaft. Neu auf dem Hof sind 56 Schweine, in dem von ihm geplanten und neu gebauten Maststall. In den kommenden Monaten werden es noch mehr werden.
Dank der Unterstützung von Naturland kann der Allrounder den Betrieb nach und nach vergrößern und immer wieder neue Projekte wie die Schweinemast umsetzen.
„Wir haben uns vor vielen Jahren für Naturland entschieden, da das unsere Lebens- und Arbeitsweise untermauert“, erklärt der begeisterte Bio-Landwirt: „Gerade bei der Vielzahl der Betriebszweige auf unserem Hof ist ein solch breit aufgestellter Verband mit all seinen Fachberatern, den Kontakten zu anderen Landwirten sowie der Unterstützung bei der Vermarktung einfach goldrichtig.“
„Die Verlässlichkeit und Unterstützung von Naturland gibt uns die Freiheit, uns weiterzuentwickeln.“
Wie so manch anderer landwirtschaftlicher Betriebszweig entwickelte sich auch die Entscheidung zur Gin-Herstellung in der Hof-eigenen Brennerei eher spontan: Eine Destillerie in der Nachbarschaft stand vor einigen Jahren zum Verkauf. Und so handelten Weeber und sein Team – und die Brennerei bezog kurzerhand auf der Domäne ein neues Zuhause. Wenn auch noch in kleineren Mengen werden seit einiger Zeit unter dem Namen „Monsieur“, dem Namen des ersten Deckbullens auf dem Betrieb, feinster Gin sowie verschiedenste Edeldestillate produziert. Das Besondere an den Produkten ist, dass Mitarbeiterin Alexandra Rau das Streuobst, die verschiedenen Beeren sowie sämtliche Kräuter der vier Kräutergärten in Handarbeit erntet und sortiert – so kommen für den perfekten Geschmack auch nur vollreife Früchte in die Flaschen. Natürlich alles in Bio-Qualität.
„Es wird auf Dauer nur funktionieren, wenn Verbraucher lokal kaufen und die Landwirte damit unterstützen.“
Doch nicht nur die Arbeit rund um die Brennerei, auch die Betreuung der Besucher wie Schulklassen und Privatpersonen übernimmt die ausgebildete Bauernhof-Pädagogin. „Es ist unglaublich zu sehen, wie die Kinder, aber auch die Erwachsenen aufblühen“, erzählt Rau: „Wir möchten den Verbrauchern Einblicke in die tägliche Arbeit der Landwirte geben und ihnen zeigen, was einen Bio-Betrieb ausmacht. Nur so können sie anschließend auch eigenverantwortlich entscheiden, was sie kaufen – und erkennen, warum Bio-Produkte wertvoller, aber eben auch teurer sind.“
Dies ist auch für Weeber „der einzige Weg für die Zukunft. Die Sichtweise auf die Zusammenhänge in der Natur muss sich grundlegend ändern“, erklärt er: „Wir müssen nicht die Natur bezwingen, um ihr eine Ernte abzuringen. Vielmehr sind wir auf Dauer die Bittsteller, die, wenn wir es richtig anstellen, Jahr für Jahr eine gute und gesunde Ernte einholen können und damit unsere Lebensgrundlage erhalten.“